"Ein tolles Gefühl in diesen wilden Zeiten"

|   Interview

Interview mit Dominik Meyer, Geschäftsführer Uni Baskets Paderborn

Am 08. März haben die Profis der Uni Baskets Paderborn in der Barmer 2. Basketball Bundesliga das vorerst letzte Spiel gespielt, bevor durch die Covid-19 Pandemie der Spielbetrieb eingestellt werden musste.

Der Geschäftsführer der Baskets Dominik Meyer erklärt im aixit Interview wie er die letzten, schwierigen Wochen erlebt hat, was die nächsten Schritte sind und welche Rolle Fans und Sponsoren wie aixit in dieser Zeit spielen.

Dominik, Mitte März habt ihr erfahren, dass die Saison abgebrochen wird. Ihr wart in diesem Moment auf dem 6. Platz und hattet seit 2012 das erste Mal wieder Chancen auf die Endrunde um die Meisterschaft der 2. Liga. Beschreib doch mal, wie Du diese Zeit erlebt hast?

Es war insgesamt eine sehr sureale Zeit. Wir hatten Anfang März ein Auswärtsspiel mit sehr vielen Verletzten, wo ich quasi noch als Co-Trainer und Mannschaftsbetreuer mit auf der Bank saß und waren sowieso etwas gebeutelt. Aber die Mannschaft hat sich gut geschlagen, wir haben dieses Spiel und dann auch das folgende Heimspiel gegen den Tabellenführer Chemnitz gewonnen. Das wir es dann versäumt haben mit einem Auswärtssieg am 08. März gegen die Artland Dragons drei perfekte Spiele in Folge abzuliefern hat mich eigentlich sehr geärgert. Als dann aber an diesem Abend der Gesundheitsminister Jens Spahn das erste Mal erwähnte, dass Großveranstaltungen ab 1.000 Zuschauer abgesagt werden müssten, war mir klar, dass das alles ändern würde.
Vorher haben wir nur über die Spiele und den Sport gesprochen und wie viele andere auch Corona als etwas stärkere Grippe abgetan. Ab da gab es nur noch ein Thema.
Wir waren dann im engen Austausch mit der Gesundheitsbehörde und am Dienstag danach gab es vom Kreisgesundheitsamt eine Pressekonferenz, wo bekannt gegeben wurde, dass unsere Heimspiele nicht mehr stattfinden dürfen – auch nicht mit begrenzter Zuschauerzahl.
Den Montag danach, also knapp eine Woche später, wurde von allen Geschäftsführern der Liga beschlossen, dass die Liga offiziell abgebrochen wird.

Was hat bei Dir überwogen: das Verständnis, dass man in so einer Zeit keinen Sport ausüben kann oder die Besorgnis um finanzielle Probleme, wenn man plötzlich keine Zuschauer-Einnahmen mehr hat und nicht weiß wann und wie es weitergeht?

Ja also in erster Linie war es ganz klar Verständnis mit der damit verbunden Sorge um die Gesundheit - vor allem der Spieler. Was ist, wenn ein Spieler infiziert ist? Wir kennen die Risikogruppen und teilweise waren einige unserer Spieler gefährdet.
Keiner konnte so richtig mit der Situation umgehen. Ich habe mich erstmal nur um die Spieler gekümmert, weil so eine Verunsicherung herrschte. Unser Co Trainer Claus Reinsberger, der ja die Sportmedizin der Uni Paderborn leitet, konnte da natürlich auch sehr helfen.
Als die Spieler versorgt war und wir uns ordentlich aufs Homeoffice umgestellt hatten, kamen dann ziemlich schnell die Sorgen um die finanzielle Lage.
Wir haben eine Taskforce gebildet mit den zentralen Themen: Crowdfunding, Sponsoren, rechtliche Möglichkeiten. Das hat insgesamt gut funktioniert.

Du hast das Crowdfunding gerade angesprochen: Ihr habt als einer der ersten Sportclubs in Deutschland virtuelle Playoff Tickets verkauft und so den Fans die Möglichkeit gegeben den Club zu unterstützen. Wie kam es dazu und war die Aktion ein Erfolg?

Wir hatten schon einmal eine Crowdfunding Aktion, die sehr gut funktioniert hatte. Daher kannten wir uns mit den Möglichkeiten schon aus.
Da wir uns natürlich schon geärgert hatten, dass uns so eine super Saison „geraubt“ wurde – auch wenn natürlich keiner was dafür konnte – wollten wir den Fans die Möglichkeit geben uns zu unterstützen. Wir haben dann die virtuellen Tickets für ein imaginäres Playoff Spiel erfunden und davon über 1000 Stück für je 15 Euro verkauft. Das hat uns sehr geholfen und gezeigt wie sehr die Paderborner Basketballer zusammenstehen. Ein tolles Gefühl in diesen eher wilden Zeiten.

Wie haben denn die Sponsoren auf den Abbruch der Liga reagiert?
In erster Linie haben wir mit Rückforderungen gerechnet, weil wir ja auch nicht genau wussten wie sehr unsere Sponsoren von Corona betroffen sind. Das ist aber nicht der Fall gewesen. Wir hatten da eine super Solidaritätsbekundung von den Sponsoren. Es kam nicht eine Forderung.
Wir haben es dann andersherum gemacht und versucht den Sponsoren, vor allem aus den Gastronomie Sektor, zu helfen. Wir haben unsere Reichweite in den sozialen Medien genutzt, um Gutscheine zu verkaufen und so die lokale Wirtschaft zu unterstützen.
Und einige Sponsoren haben uns auch noch über den Vertrag hinaus unterstützt. Ein paar Sponsoren haben Playoff Tickets gekauft oder gespendet. Und Ihr, also aixit und ein weiterer Sponsor haben uns eine Playoff Prämie gezahlt, obwohl wir ja offiziell nicht in den Playoffs waren. Das war so nicht zu erwarten und ich bin unglaublich dankbar darüber, weil bei uns durch die fehlenden Heimspiele natürlich auch eine Lücke zu schließen war.

Die erste Basketball Bundesliga spielt ab dem 06. Juni in einem Turnier mit einem strikten Sicherheits- und Medizinkonzept die Deutsche Meisterschaft mit Geisterspielen in München aus. Wäre so etwas auch für die zweite Liga denkbar gewesen?

Ohne Zuschauer wäre eine Liga mit Geisterspielen neben der Gefahr für die Spieler auch finanziell nicht für alle Clubs zu stemmen gewesen, da die Zuschauereinnahmen eine große Rolle im Budget spielen.
Meiner ehrlichen Meinung nach funktioniert das auch nur in finanzstarken Sport-Ligen, die natürlich dadurch finanzstark sind, da sie TV Einnahmen bekommen. Ich glaube auch wirklich, dass Fußball oder Basketball das nicht machen würden, wenn es nicht den Druck der TV Anstalten gäbe. Da diese natürlich auch Angst haben Abonnenten zu verlieren oder Rückforderungen befürchten.
Ich finde die Sicherheitskonzepte der DFL und und der easyCredit BBL sehr gut, aber ich glaube ohne den Druck der TV Sender würde es weder das Turnier in München noch die Geisterspiele in der Fußball Bundesliga geben.
Für die zweite Liga war der Abbruch der Saison jedenfalls die einzige Lösung.

Wie wird denn jetzt die neue Saison aussehen? Wisst ihr schon etwas?
Es gibt eine Taskforce der Liga, die alle Szenarien durchspielt. Wir gehen stand jetzt davon aus, dass es eine Saison geben wird und dass die Spiele mit beschränkter Kapazität und unter strengen Sicherheits- und Hygieneauflagen durchgeführt werden können.
Wir werden natürlich Einsparungen vornehmen müssen, da wir auch noch nicht ganz abschätzen können, ob alle Sponsoren ihr Engagement verlängern können, aber gleichzeitig wird ziemlich sicher auch das Gehaltsniveau auf dem Spielermarkt etwas sinken, weil der gesamte weltweite Markt betroffen ist. Daher gleicht sich das im besten Fall in etwa aus.

Es ist jetzt plötzlich ruhig bei Euch. Keine Spiele, keine Spieler, leere Hallen. Gibt es in dieser entschleunigten Zeit auch positive Aspekte?

Wir haben für uns mitgenommen, dass wir das Homeoffice in der Zukunft ganz anders bewerten werden.
Es ist natürlich wichtig, dass wir ansprechbar bleiben, für Spieler, Trainer und das ganze Umfeld. Auf der anderen Seite haben wir einige Aufgaben, die man in Ruhe viel besser klären kann. In der Geschäftsstelle ist man durch Telefon oder Besuche auch schnell mal rausgerissen. Das funktioniert zu Hause einfach irgendwie besser. Mehr Ruhe - Mehr Gelassenheit. Außer dem gewinnen wir viel Zeit durch online Meetings.
Hier haben wir viel dazugelernt und viele positive Erfahrungen gemacht. Einige IT Firmen aus unserem Umfeld hatten ja überhaupt keine Probleme umzustellen, weil sie schon jahrelang so digital und remote arbeiten. Das war bei uns nicht so, soll es aber in Zukunft mehr werden.
Es ist etwas paradox, weil die Corona Krise entschleunigt sehr und trotzdem habe ich das Gefühl es werden gerade durch Digitalisierung die Weichen gestellt in Zukunft noch mehr und effektiver zu schaffen.
Wir sind da auch mit Partner wie aixit in Gesprächen wie wir diesbezüglich die digitale Infrastruktur stärken können, um genau da hin zu kommen.

Zum Abschluss die Frage: Was wünscht sich der Geschäftsführer der Uni Baskets Paderborn für die nächsten Monate?
Wir wünschen uns eigentlich nur eine gewisse Planbarkeit. Wir gehen diesbezüglich auch auf die Politik zu. Gerade bei den Hallensportlern ist es enorm wichtig abzuschätzen wie wir spielen dürfen, damit wir die Saison im Vorfeld planen können.

Dafür wünschen wir viel Erfolg und bedanken uns sehr für das Gespräch.

Als Platin Partner der Uni Baskets Paderborn und Senior Partner der FRAPORT SKYLINERS Frankfurt beleuchtet aixit in unregelmäßigen Abständen den Status quo seiner Partner Clubs. Für die aixit GmbH ist das Teil einer gelebten Partnerschaft und eine Herzensangelegenheit.

zurück